Montag, 7. März 2016

Allgemeine Impfinformationen

 Impfen – ja oder nein?

Die wohl umstrittenste Frage beim Kinderarzt ist die, ob Impfungen sinnvoll und notwendig sind oder nicht.

Gleich vorweg, hier seid Ihr Eltern Alleinentscheider.

Generell gibt es in Deutschland keine Impfpflicht, so dass Ihr Euch also auch gegen alle oder einzelne Impfungen entscheiden könnt ohne juristische Konsequenzen fürchten zu müssen.

Impfungen wurden entwickelt als eine mögliche Schutzmaßnahme gegen Infektionskrankheiten.
Beim Impfen lernt das Immunsystem gegen spezielle Erreger vorzugehen und im Falle einer Infektion mit diesen Erregern schneller Abwehrzellen zu bilden, so dass die Erkrankung entweder nicht ausbricht oder aber deutlich milder verläuft, als ohne Impfschutz.

Vorrangig schützt man sich durch Impfungen selbst vor ansteckenden Krankheiten. Allerdings sind auch Menschen und Babies, die auf Grund von chronischen Erkrankungen oder des Alters bestimmte Impfungen nicht bekommen dürfen darauf angewiesen, dass die Menschen in ihrem Umfeld geimpft sind und ihnen somit Schutz vor Ansteckung und Ausbreitung einer Krankheit bieten. Der eigene Impfschutz trägt dann gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei, das nennt man auch Herdenimmunität.

In Deutschland gehören Impfstoffe zu den sichersten und bestkontrollierten Pharmazeutika.

Welche Arten von Impfstoffen gibt es?

Totimpfstoffe

Diese Impfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger oder auch nur Erregerbestandteile, die sich nicht mehr vermehren können.
Das Immunsystem erkennt diese Erreger und bildet Antikörper dagegen, ohne dass die jeweilige Krankheit ausbricht.

In der Regel treten bei Totimpfstoffen geringere Nebenwirkungen auf als bei Lebendimpfstoffen. Allerdings lässt der Impfschutz mit der Zeit nach und sollte daher regelmäßig aufgefrischt werden.

Gegen folgende Krankheiten kann man mit Totimpfstoffen impfen:
Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Polio (Kinderlähmung), Hepatitis A, Hepatitis B, Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Pneumokokken, Meningokokken (Typen:A, B, C, Y und W135 ), HPV (Humanes Papillomvirus), Influenza (Grippe), Cholera, FSME (Früh-Sommer-Meningitis), Typhus, Tollwut, Japanische Encephalitis

Lebendimpfstoffe:

Diese Impfstoffe enthalten sehr geringe Mengen lebender Erreger. Diese Erreger sind so abgeschwächt, dass sich zwar noch vermehren aber die Krankheit nicht auslösen können.


Bei manchen Lebendimpfungen hält der Schutz nach der Grundimmunisierung lebenslang.

In seltenen Fällen kann die Lebendimpfung ähnliche Beschwerden hervorrufen wie die Krankheit selbst, die aber sehr schwach sind und nur wenige Tage andauern.

Gegen folgende Krankheiten kann man mit Lebendimpfstoffen impfen:
Masern, Mumps, Röteln, Varizellen (Windpocken), Rotaviren (Schluckimpfung), Gelbfieber, BCG (Tuberkulose), Typhus (Schluckimpfung)

Es gibt weiterhin zwei Arten von Immunisierungen:

Aktive Immunisierung:

Hier werden dem Impfling abgetötete oder auch nur einzelne Teile eines Krankheitserregers verabreicht. Diese Erreger können selbst keine ernsthafte Erkrankung mehr verursachen.
Das Immunsystem beginnt nun mit der Bildung von Antikörpern und Gedächtniszellen.
Sollte der Patient sich später mit dem echten Erreger infizieren, so werden die Antikörper schnell aktiv und können die Erkrankung abwehren.

Passive Immunisierung:

Bei einigen Erkrankungen kann es notwendig werden schnell einen Schutz gegen den Erreger aufzubauen, vor allem dann, wenn der Patient mit dem Erreger aktuell in Kontakt gekommen ist und kein oder nur unzureichender Impfschutz besteht. Der Impfling ist also schon infiziert.
Bei der passiven Impfung werden Konzentrate von Antikörpern verimpft, die in der Regel von Menschen stammen, die bereits gegen diese Krankheit immun sind, weil sie z.B. schon vollständig immunisiert wurden.
Die passive Impfung bietet einen Sofortschutz, der aber nur kurz (max. 3 Monate) anhält.

In beiden Fällen erkennt der Körper die Viren oder Bakterien und ergreift Abwehrmaßnahmen wobei Antikörper gebildet werden.
Dringt ein Erreger dann nochmals in den Körper ein, so werden dank des Immungedächtnisses schnell die passenden Antikörper nachgebildet. Die Erkrankung bricht dann entweder nicht aus oder verläuft deutlich milder als ohne Impfschutz.

Um einen vollständigen Impfschutz aufzubauen sind in vielen Fällen mehrere Teilimpfungen notwendig. Dies nennt man auch Grundimmunisierung.
Wann welche Impfung verabreicht werden soll ist im so genannten Impfschema festgelegt, welches regelmäßig aktualisiert und angepasst wird. Dafür zuständig sind die Experten der STIKO (Ständige Impfkommission) am Robert-Koch-Institut in Berlin, wo Ihr auch noch weitere Informationen rund ums Impfen abrufen könnt.

Die heutigen Impfstoffe werden in der Regel sehr gut vertragen und verursachen auch kaum Nebenwirkungen. Allerdings können Nebenwirkungen immer mal auftreten. Typische Impfreaktionen sind eine Rötung oder Schwellung im Impfstellenbereich. Gelegentlich kann auch erhöhte Temperatur oder Fieber auftreten, was anzeigt, dass der Körper sich intensiv mit dem Impfstoff auseinander setzt. Solltet Ihr bei Eurem Sonnenschein eine Impfreaktion beobachten kontaktiert bitte immer Euren Kinderarzt, damit diese Reaktion dokumentiert und gegebenenfalls an den Hersteller weitergegeben werden kann.

Sinnvollerweise empfiehlt die STIKO Mehrfachimpfstoffe zu verimpfen. Diese haben gleich mehrere Vorteile. Sie schützen gleichzeitig geben bis zu 6 Krankheiten und haben dabei noch weniger Zusatzstoffe als die etwaigen Einzelimpfstoffe. Mehrfachimpfstoffe sind auch keine Mehrbelastung für den Impfling. Schon ein Kuss, den Ihr Eurem Schatz gebt konfrontiert Euer Kind mit mehr Keimen, als in einer Spritze mit Mehrfachimpfstoff sind.

Es gilt auch zu beachten, dass in Deutschland nicht alle Impfstoffe als Einzelimpfstoffe verfügbar sind.
Außerdem sind die Pharmaunternehmen angehalten Impfstoffe nach Vorgabe der länderspezifischen Impfempfehlungen zu produzieren, was immer wieder dazu führen kann, das bestimmte Impfstoffe vorübergehend nicht lieferbar sind oder gar vom Markt genommen werden, wenn die Produktion der Einzelimpfstoffe nicht wirtschaftlich genug ist.

Einige Impfungen bieten einen lebenslangen Schutz, andere hingegen sollten in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.
Die Auffrischung dient dazu, das Immunsystem erneut zu „erinnern“ und den Impfschutz aufrecht zu halten.

Das aktuelle Impfschema findet ihr hier:  

Aktueller Impfkalender für Deutschland

Die Entscheidung, ob Ihr Euer Kind oder Euch impfen lasst, liegt wie schon gesagt allein bei Euch.

Ich für einen Teil habe mein Kind impfen lassen und bin selbst auch geimpft.
In der heutigen Zeit sehe ich keinen Grund eine Impfung abzulehnen. Selbst die Recherche auf einschlägigen Internetseiten, die sich gegen das Impfen engagieren kann mich davon nicht abhalten. Bisher haben wir alle Impfungen super vertragen. In meiner langjährigen Laufbahn habe ich selbst auch noch keinen einzigen Patienten mit einem Impfschaden kennengelernt.
Ein sehr beliebtes Argument gegen das Impfen, dass seitens der Eltern oft angebracht wird sind die Zusatzstoffe, welche in den Impfstoffen enthalten sind. Dieses Argument lasse ich persönlich aber nur für einen Rohveganer gelten, der sein Obst und Gemüse in Bioqualität selbst anbaut, denn sonst kann kein Mensch garantieren, dass alles was er zu sich nicht nimmt frei von Zusatzstoffen ist, selbst ich nicht. Und wenn wir ehrlich sind, kennen wir bestimmt von manchen Lebensmitteln, die sich im Vorratsschrank befinden den ein oder anderen Inhaltsstoff gar nicht.

Aber keine Angst, ich habe keine Vorurteile gegen Eltern, die sich gegen das Impfen entscheiden. Das ist Euer gutes Recht und solange Ihr mit dieser Entscheidung, Eurem Herzen und Eurem Bauch eins seit ist das auch völlig in Ordnung.
In den nächsten Tagen werde ich auf die Krankheiten, gegen die geimpft werden kann noch näher eingehen und Euch diese ganz ausführlich vorstellen.

Wenn Ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, dann mailt mir gern!

Ich freue mich schon auf Eure Rückmeldungen!



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